Freitag, 10. Februar 2017

Rezension | "Das Frostmädchen" von Stefanie Lasthaus

Heyne | Broschiert | 400 Seiten | 14. November 2016 | 978-3453317291

"Sie streichelte ihre Wange und küsste sie auf die Wange. "Du gehörst nun zu mir, Kind der Raunächte." // Seite 86

Als ihr Freund Gideon bei einem Streit handgreiflich wird, flieht die zwanzigjährige Neve hinaus in die klirrend kalte Nacht des kanadischen Winters und verirrt sich. Glücklicherweise wird sie rechtzeitig von dem jungen Künstler Lauri gefunden, der sie in seiner abgelegenen Blockhütte gesund pflegt. Bei Lauri fühlt sich Neve vom ersten Augenblick an geborgen, und zwischen den beiden entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte. Doch in der Nacht im Wald ist etwas mit Neve geschehen – etwas, das die uralte Wintermagie in ihr entfesselt hat …

 
Das Frostmädchen ist eines dieser Bücher, die auf den ersten Blick ein wunderschönes Gesamtpaket versprechen. Ein interessanter Titel, ein spannender Klappentext und schlussendlich ein wunderschönes Cover, das auch mich erst zu diesem Werk gelockt hat. Leider muss ich dazu sagen, dass der Funke bei mir einfach nicht übergesprungen ist.

Anfangs war ich begeistert. Der Einstieg in das Buch hat mich sehr neugierig gemacht und mich Neve auch direkt nahe gebracht. Schließtlich läuft sie ziellos, verschreckt und alleine durch die Eiseskälte. Auch, dass ihr Freund sie geschlagen hat und sie vor ihm flüchten musste, hat mich wirklich berührt und mich eine Verbindung zu ihr aufbauen lassen. Ebenso Lauri, der Neve leblos in den verschneiten, kanadischen Wäldern findet und sie in seine Obhut nimmt, konnte mich auf den ersten Seiten noch überzeugen. Man merkt, dass die beiden sich zueinander hingezogen fühlen und eine einnehmende Chemie zwischen ihnen herrscht. Ich mochte auch die Funken, die zwischen ihnen geflogen sind und dass Neve sich geborgen und sicher fühlen konnte.

Das Problem, das ich mit diesem Werk habe, ist einfach das Drumherum. Neves Verhalten war mir persönlich zu sprunghaft und chaotisch. Dies zieht sich durch den gesamten Plot und lässt dadurch nicht nur ihren Charakter nervig und distanziert erscheinen, sondern verhinderte auch, dass ich eine langzeitige Verbindung zu ihr aufbauen konnte. Sie ist schutzbedürftig und auch sehr "zart", aber sie trifft egoistische, skrupellose und wankelmütige Entscheidungen, die ich mehr als unheimlich fand. Besser dargestellt fand ich dagegen Lauri. Aber obwohl er sehr glaubhaft wirkt, sehr fürsorglich ist, einen gefestigten Eindruck macht und meiner Meinung nach auch eine tiefere Persönlichkeit als Neve aufweist, war er mir einfach immer noch zu blass und zu ... langweilig. Schade finde ich das vor allen Dingen deswegen, weil ich in jedem Buch einen Charakter brauche, auf den ich mich einlassen kann und der mich durch die Geschichte führt. Dies muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass ich mich mit ihm identifiziere, aber es muss mehr als eine oberflächliche und unglaubwürdige Figur sein.

Zum Verlauf des Plots kann ich leider nicht so viel sagen, wie ich gerne würde, ohne zu spoilern. Die Buchidee und die Grundlage des Plots finde ich von vorne bis hinten mitreißend, schließlich hat auch der Klappentext mich sofort überzeugt. Einzig und alleine die Umsetzung (durch die mäßigen Charaktere wurde das nur verstärkt) war um einiges schwächer, als ich sie erwartet hätte. Es gibt sehr viele Handlungswiederholungen, so dass ich circa 200 Seiten lang das Gefühl hatte, mich Kreis zu drehen und ein Buch zu lesen, das mir kaum Inhalt bietet. Neve läuft weg, Lauri findet sie; Neve läuft weg, Lauri findet sie; Neve läuft weg, Lauri findet sie. Aufgrund dieser manchmal doch sehr langatmigen Erzählung hatte ich auch das Gefühl, dass ich die herausragenden Szenen (und die gab es!) nicht wirklich genießen konnte.

Um das Buch nicht vollkommen schlecht zu machen, habe ich neben der guten Buchidee und dem hinreißenden Cover, noch einen positiven Punkt: Herausragend fand ich den Schreibstil der Autorin. Der Winter, die kühle und finstere Stimmung, die Schneestürme, die Kälte haben mich von vorne bis hinten gefesselt und waren als Kopfkino und Stimmungsmacher unglaublich gut umgesetzt und eine große Überraschung. Diese verschneiten, kanadischen Wälder waren grandios beschrieben und habe mich doch über das schwächelnde Buch hinweggetröstet.

Aufgrund der nicht gerade überzeugenden Umsetzung konnte Das Frostmädchen nur mit dem Cover, der eigentlichen Buchidee und dem Schreibstil (und das dadurch erzeugte Feeling) überzeugen. Ich hatte von diesem Buch grundsätzlich viel mehr erwartet, weshalb ich es leider nur enttäuscht beenden konnte. Gerne hätte ich mehr als nur drei gut gemeinte Sterne vergeben.


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Vielen Dank an die Verlagsgruppe Random House für das Rezensionsexemplar.
 Habt ihr Das Frostmädchen schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!


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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt der Verlagsgruppe Random House.
Das Urheberrecht des Titelbilds unterliegt einzig und allein der Blogredaktion.

2 Kommentare:

  1. Ahoy Julia,

    auf dieses Buch hatte ich mich bereits riesig gefreut, weil ich momentan auf düstere Märchenadaptionen stehe und von "Die silberne Königin" total begeistert war.

    Leider hat mich diese Geschichte enttäuscht - der Schreibstil und die winterliche Atmosphäre waren einzigartig und Neves feministische Anwandlungen fand ich großartig, aber sonst?! Nix. Für meinen Geschmack passierte einfach viel zu wenig :/

    Naja, so ist´s leider! Liebste Grüße, Mary <3
    http://marys-buecherwelten.blogspot.de/2017/01/das-frostmadchen.html

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    1. Hallo Mary,

      ich kann deine Einschätzung voll und ganz verstehen. Es war so schade :(

      Liebste Grüße
      Julia

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